Ernst Urich: «Das Sortiment wird stets noch der Kundennachfrage angepasst, und auch nach fast einem halben Jahr lernen wir täglich dazu.»
Vom «Schlachthüsli» zum modernen Ladengeschäft
Im unteren Fricktal nahe der Grenze zu Deutschland liegt das ländliche Möhlin. Das überschaubare Dorf hat nach 12 Jahren erstmals wieder eine eigene Metzgerei.
Die grosszügige Verkaufstheke im neu umgebauten Ladenlokal von Ernst Urich ist ein Besuch wert. Dass an der Hauptstrasse in Möhlin jetzt eine Metzgerei steht, war ursprünglich eigentlich gar nicht geplant.
Ernst Urich wuchs auf dem Bauernhof auf. Sein Vater war Vieh-Versicherungspräsident und nahm den jungen Ernst oft zu Notschlachtungen mit. So entdeckte dieser auch seine Freude am Metzgerberuf und absolvierte die Berufslehre bei der Metzgerei Bernet in Obermumpf. Anschliessend vertiefte er sein Handwerk bei einem Störmetzger und kehrte daraufhin wieder zu Bernet zurück. Bald darauf wechselte er zur Metzgerei Jenzer in Arlesheim, wo er vermehrt auch im Partyservice tätig war. Während dieser Zeit absolvierte Urich die eidgenössische Berufsprüfung.
Der Aufstieg zum stellvertretenden Betriebsleiter bei Traitafina in Lenzburg brachte ihm viel Erfahrung. Der lange Arbeitsweg war jedoch nicht sein Ding, und er kehrte nochmals zur Metzgerei Bernet zurück. Zu dieser Zeit entstand die Idee, sich selbstständig zu machen. Im Juni 2013 wurde aus der Idee Realität.
Er mietete das Notschlachthaus in Zeiningen und schlachtete anfangs hauptsächlich die Tiere der umliegenden Bauern, damit diese das Fleisch in den eigenen Hofläden verkaufen konnten. Zusätzlich bot er auch einen Partyservice an, wofür er eine Restaurantküche in Möhlin benutzen konnte.
Ein Jahr später hatte er bereits seinen ersten Mitarbeiter eingestellt und realisierte, dass das Notschlachthaus zu klein wurde. Zum selben Zeitpunkt kontaktierte ihn der Vormieter an der Dorfstrasse in Möhlin.
«Es hätte uns nichts Besseres passieren können», ist sich Urich bewusst. Dann ging alles relativ schnell. Im Dezember 2015 wurde die Produktion mit lediglich einer Abholstelle eröffnet. Doch die Nachfrage war so gross, dass sich Ernst Urich im Juni des Folgejahres zum Umbau entschloss. Immer wieder musste er dabei von seinen Bekannten hören, wie verrückt er sei, nebst Detailhandelsketten und naher Grenze eine Metzgerei aufzumachen. Aber er tat es trotzdem, und sein Erfolg zeigt ihm, dass der Entscheid richtig war.
Erfolgsfaktor Regionalität
Heute arbeiten nebst Urich noch vier weitere Personen im Betrieb. Ein wichtiger Teil ist der Partyservice geblieben. Auf die Frage, was denn seine Erfolgsfaktoren sind, meint er spontan: «Du musst ein gutes Produkt von regionalen Tieren herstellen, bereit sein, höchste Eigenleistung zu bringen, die richtige Lokalität haben und über ein gutes Netzwerk verfügen. Nur so kannst du dich langfristig von der Konkurrenz abheben.» Seine Leidenschaft zum Beruf ist unübersehbar.